Großartige Schauspieler verkörpern exzentrische und schräge Typen, die in einer abgeschotteten Welt leben.
Abschiebung ins
Künstlerinnen-Heim
Der Schauspielraurn Feldkirch zeigt im Pförtnerhaus Ivan Klimas „Ein Schloss“ — eine absurde Kriminalgeschichte über den Mord in einer jenseits der Realität lebenden Künstlergemeinschaft.
BIRGiT FITZ
Der Tscheche Klima gilt als politischer und sozialkritischer Autor. Das Bewusstsein für die Probleme der Welt ist aus seiner Biographie abzuleiten — als Kind verbrachte er mehrere Jahre in einem KZ, in der kommunistischen Tschechoslowakei wurden seine Bücher verboten, weil er sich für die Unabhängigkeit des kulturellen Schaffens einsetzte. Moral und Werte der Gesellschaft sind zentrale Themen seiner Werke, genauso wie die Freiheit, die er oft einbüßen musste. Von der Freiheit bzw. Unfreiheit handelt auch „Ein Schloss“, das vier Jahre vor dem Prager Frühling entstand. Ort der Handlung ist das Barock- schloss Dobris in der Nähe von Prag. In der zweiten tschechoslowakischen Republik wurde es
den KünstlerInnen des Landes zur Verfügung gestellt.
Ivan Klima verbrachte selber einige Zeit auf Dobris, erlebte aber nichts Magisches oder Bedeutendes, sondern etwas Enttäuschendes: Ein als Schriftsteller-Erholungsheim getarnter Abschiebeort für Intellektuelle, die zu einflussreich und somit zu gefährlich wurden. Sie wurden sehr subtil mit ganz besonderen Waffen geschlagen: Das Schloss als Oase des Luxus und der Bequemlichkeiten gewöhnte den Bewohnerlnnen ihr kritisches Denken ab und ließ sie den Bezug nach außen verlieren.
Klima verpackte jene Erfahrungen in eine Kriminalgeschichte, welche die Konsequenzen von Machtmissbrauch aufzeigen soll: Die Bewohnerlnnen wollen mit allen Mitteln ihr bequemes Dasein im Schloss bewahren und
agieren je nachdem miteinander oder gegeneinander.
Wunderliche Figuren
Regisseur Wolfgang Schnetzer gelang eine tolle, ins Absurde führende Inszenierung des Stückes, die vor allem mit ihrer Form besticht: Wunderliche Menschen sind zu sehen, schon etwas bleich um die Nase vom abgeschotteten Leben in den vier Wänden, ohne Realitätssinn und mit eigenartigen Essens- Zeremonien, Gewohnheiten, Ritualen und Rollenspielen. Es macht Spaß, den großartigen SchauspielerInnen bei ihren Verkörperungen der exzentrischen und schrägen, in ihrer eigenen Welt lebenden Typen zuzusehen, der Inhalt wird dabei fast zur Nebensache.
• Das Stück ist noch heute und Mittwoch jeweils um 22 Uhr im Pförtnerhaus zu sehen.




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