UndGeorge W. killt sich selbst
„Die Präsidentenmacher“ von Wolfgang Schnetzer am Saumarkt 
Bild zur Kirtik VN Kulturteil
Grotesk, aber dennoch fast harmloser als die Wirklichkeit: Zur Kriegseröffnung durchschneiden die Protagonisten ein Band. Foto: VN/Dietrich)

CHRISTA DIETRICH
Feldkirch (VN) Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Wolfgang Schnetzer, Hobby-Autor und -Theatermacher. bietet in seinem neuen Stück keine Analyse der Weltpolitik oder eine satirische Verdichtung der aktuellen Schieflage, und dennoch vermögen seine „Präsidentenmacher“ etwas auszusagen.
Vor wenigen Jahren hat Schnetzer das Kellertheater Rheintal gegründet. Spiel. und Fortbildungs-
willige haben sich gefunden und sorgten am Samstag im Saumarkttheater für ein volles Haus.
Der Titel suggeriert eine Begegnung mit den Hintermännern der Machtausübenden und die bekommt man - wenn auch anders, als vielleicht erwartet - vorgeführt. Gewinnsucht (personifiziert von einer hübschen Frau), Kalkül (da macht sich Nadelstreif gut), der reine Zynismus (ein angeblicher Freund) und dazu noch ein paar Typen, angesiedelt zwischen Geheimdienstklischees, Rumsfield-Propaganda und - man staune - Vorariberger Gemütlichkeit. Aus solchen Zutaten (und einem Text, der sich bei Brecht
ebenso bedient, wie beim CNN) lässt sich kein tief greifender Theaterplot brauen, aber für Kabarett und Groteske reicht das allemal. Und Schnetzer (versiert Im Dialogeschreiben) tat gut daran, nicht mehr zu wollen, Seine Strategen berufen sich auf Geschichte und Moral und weichen Fragen nach der Verantwortung aus. Ein Band wird durchschnitten und das Kriegsspiel kann beginnen. Gleich rasselt das Zählwerk, das die Verluste, sprich: Tote, aufzeigt,
Ob sie nun George W, Tony, Wladimir, Roland oder sonst wie heißen, die erste Antriebsfeder des Tuns entlarvt Schnetzer als Machterhalt. Damit serviert uns
der Autor keine neue Erkenntnis, mit den „Präsidentenmachern“ führt er aber ein weiteres Segment in die heimische Laientheaterszene ein. Gut gespielt (allen voran Michael Heinzel) und ideenreich (allerdings zu wenig zügig) inszeniert, bleibt was hängen von dieser in die Komik verlagerte Barbarei, die wir Alltag nennen, weil ja sauber gekillt wird. Wobei sich der finale Coup - anders gefärbt natürlich - ohnehin abzeichnet.

Weitere Aufführungen 25. und 26. März und 1. Arpil, Dauer ca. 60 Minuten. Internet: www.saumarkt.at „Die Präsidentenmacher“ Kleiner Auszug aus dem Stück zum Download

Kritik im VN Kulturteil
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