Brandenburger Konzert
Ein Schauspiel nach Texten von Daniil Charms
Nach gut zwei Jahren bringt die Theatergruppe SchauSpielRaum wieder ein Stück zur Aufführung, und zwar eine Collage von Minidramen, Gedichten und kleinen Szenen des russischen Autors Daniil Charms. Premiere ist am 21.11.2012 im Antiquariat Chybulski Feldkirch.
Das Stück
Daniil Charms schrieb keine abendfüllende Theaterstücke, sondern szenische Miniaturen, in denen er den Alltag, die Menschen und die politischen Umstände seiner Lebenswelt karikierte. Da er zur Zeit des Großen Terrors der Stalinära aktiv war, musste er seine Dramoletten ins Absurde und ins Tragischkomische verschlüsseln. Er schreibt etwa über Männer, die aus Nichts bestehen und trotzdem existieren. Er erzählt von Frauen, die sich reihenweise aus Neugier zu weit aus dem Fenster lehnen und in den Tod stürzen. Er schildert eine Liebesszene, die in eine Verhaftung durch den Geheimdienst mündet. Er interpretiert den biblischen Sündenfall neu. Liebe, Zorn, Eifersucht, Gewalt, all diese a llzumenschlichen Regungen sind Thema seiner Texte. Das macht Charms’ Mikrodramen zeitlos aktuell. SchauSpielRaum bindet die Miniaturen in eine Rahmenhandlung.

Der Autor
Daniil Charms, geboren 1905, verhungerte im Kriegswinter 1941 / 42 in einem Leningrader Gefängnis, in das er im August zuvor wegen “Defätismus” eingesperrt worden war. Es half ihm also wenig, dass er seine beißende Gesellschaftskritiken hinter Absurditäten versteckte und als Kindergeschichten deklarierte. Doch tatsächlich waren die wenigen seiner Stücke, die er zu Lebzeiten veröffentlichen konnte, für Kinder geschrieben. Kinder waren auch sein bestes Publikum, wenn er seine Dramoletten aufführte, die er meist auch mit Zaubertricks kombinierte. Charms war ein dunkler, düster erscheinender, groß gewachsener und sehr gebildeter Mann. So sprach er etwa fließend Deutsch und übersetzte u.a. Wilhelm Busch ins Russische.

Das Werk
Nur ein Bruchteil seines Oevres konnte zu seinen Lebzeiten veröffentlicht werden, da sich Charms im offiziellen Literaturbetrieb nicht zurechtfand, bzw. mit Publikationsverbot belegt wurde. Kurz nach seiner Einlieferung in das Gefängnis wurde seine Leningrader Wohnen zerbombt. Dass die Werke überhaupt auf unsere Gegenwart gekommen sind, ist einem Freund zu verdanken, der Charms’ Aufzeichnungen aus den Trümmern barg und sie knapp dreißig Jahre lang unter Verschluss hielt. Erst die Perestroika des Michail Gorbatschow ermöglichte die Erstveröffentlichung in russischer Sprache (die erste deutschsprachige Ausgabe erschien 1970)

Aufführungsort
Mehrmals schon diente das Antiquariat Chybulski Galerie in der Feldkircher Bahnhofstraße 11 (Gohm-Areal) der Gruppe als Probenlokal. Eine Produktion (Das nackte Eichhörnchen, 2005) kam auch hier zur Aufführung. Aufgrund der räumlichen Verhältnisse können pro Aufführung nur 40 Eintrittskarten ausgegeben werden. Eine Voranmeldung ist daher ratsam.

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