Wolfgang Bauers absurde Fahrt ins Jenseits
Das Kellertheater Rheintal führte imTaS eine skurrile Komödie des einstigen österreichischen Skandalautors Wolfgang Bauer (1941 - 2005) auf - «Batyscaphe oder Die Hölle ist oben».
Bezeichnenderweise im historischen Unruhe-Jahr 1968 hatte der junge Grazer Literat Wolfgang Bauer (27) mit seinem «wilden» Stück «Magic Afternoon» einen Sensationserfolg. Bauers Schocker von einst — Produzenten von Mega-Grauslichkeiten wie die Jelinek können heute höchstens nur müde darüber lächeln — und einige ähnliche Dramen mit Sex und Crime sicherten ihm einen bleibenden Platz in der österreichischen Literaturgeschichte, doch der «Magic Wolfi» konnte eigentlich nie in der
obersten Liga eines Bernhard oder Handke punkten und lebte zuletzt sogar in erheblichen Geldnöten. Eine Stärke Wolfgang Bauers waren gewiss seine geschickten Anleihen beim französischen absurden Theater plus philosophischem Existentialismus.
In diese Kategorie gehört Bauers Einakter «Batyscaphe oder Die Hölle ist oben», UA 1982. Es ist die Thematik des antiken Fährmanns Charon, der die frisch Verstorbenen über den Fluss Styx ins Jenseits führte. Bei Bauer ist der aktuelle Schauplatz eine Taucherkugel mit zwei Lebenden und fünf Toten — und ohne Charon, denn er wurde durch die modernen, automatisch schliessenden Türen ersetzt bzw. wegrationalisiert. Ein Lebender ist der Reporter Bill (Michael Heinzel), der die wechselnden Situationen der verschiedenen (un)toten Typen schildert. Die Schlusspointe — er hat 
Bild zur Kritik Liechtensteiner Vaterland

Absurdes Spiel um Tod und Überfahrt: «Batyscaphe» von Wolfgang Bauer im TaS.
sich in die verstorbene Blondine Hilde (Bianca Baur) verliebt und muss sich zuerst umbringen, damit er diese nun als Toter heiraten kann.

Kellertheater Rheintal
Das beliebte und für seine originelle Programmauswahl geschätzte Vorarlberger Kellertheater Rheintal und sein Leiter und Regisseur Wolfgang Schnetzer brachten mit dem Bauer-Stück nun schon die sechste Produktion (nach der letztjährigen «Kahlen Sängerin» von lonesco) mit hoch talentierten Amateuren auf die Bühne (diesmal des Feldkircher Theaters am Saumarkt). Diese absurde Komödie besitzt gewiss keinen Tiefgang, es ist eher ein belangloses, aber bisweilen pointiertes Geplauder. Und vergleicht man damit den frühen deftigen «Wolfi», dann ist dieser Text zahm wie aus einer Klosterschule
Beeindruckendes Ensemble
In hübschem blauem Lichtdesign von Martin Beck tummelten sich auf der Bühne des Saumarkttheaters Michael Heinzel als smarter lebender Reporter Bull, der die eimnalige Erlaubnis erhält, live über eine Reise ins Jenseits zu berichten; Bruno Gasser als aus dem Sarg steigender Musiker, Bianca Baur als blonde ‘Tussi Hilde, Jasmin Bertschler als für Paul Klee schwärmendes Mädchen, Helmut Ritter als ironischer Herr in Grün, Sandra Müller als dominante schwarze Mörderin und Bertram Seewald als zweiter Lebender, Aussenreporter Will. Die Gesamtleistung des Ensembles war beeindruckend. (edt)
Eine letzte Aufführung findet im Feldkircher Theater am Saumarktam 25. Oktober, 20.15 Uhr, statt. Kartenreservierung: TaS, Tel.
43/5522/72895 oder office@saumarkt.at

Kritik im Liechtensteiner Vaterland
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