Die Hölle ist oben, oder etwa doch nicht ...?
Kellertheater Rheintal spielt Frühwerk von Wolfgang Bauer
Seit der Gründung im Jahre 2001 ist das Kellertheater Rheintal unter der Führung von Wolfgang Schnetzer auf so genannte „schräge“ Stücke spezialisiert. Mit „Batyscaphe oder die Hölle ist oben“ des unlängst verstorbenen Enfant Terrible der heimischen Autorenszene, Wolfgang Bauer setzt das Kellertheater diese Tradition fort. Irgendwo zwischen Surrealismus, böser Satire und Endzeitstimmung schafft es das Ensemble, anrührend eine Liebesgeschichte zu erzählen.
Das Kellertheater Rheintal wurde vor sechs Jahren gegründet und trat erstmals mit dem Einakter „Maler und Farbe“ von Wolfgang Bauer im November 2001 an die Offentlichkeit.
Spezialisiert für „schräge Stücke“
Nach dem erfolgreichen Debüt produzierte das rührige Ensemble jährlich ein weiteres Stück, wobei sehr großes Augenmerk auf die Stückauswahl gelegt und so ein Reigen von Klassikern der Moderne oder des absurden Theaters eröffnet wurde. Die „Irr[ahrt eines Chauffeurs“ (2002) war eine Bearbeitung einer Erzählung von Gogol; „Monsieur Laurent‘s Baby“ ist eine Groteske von Roland Topor (2003); „Die Präsidentenmacher“ war eine Parodie auf die amerikanische Kriegsrhetorik im Gefolge des 11. 9., wobei das Buch von Wolfgang Schnetzer selbst stammte. (2004) 
Bild zur Kritik Feldkircher Anzeiger Volle Emotionen: Der "Reporter" (Michael Heinzel) und die "tote Schöne" (Bianca Baur) im surrealen Liebestaumel. (Bruno Gasser, ebenfalls Debutant) und Spießer (sehr sehr gut: Helmut Ritter) in Archetypen verharren.  Einzig die Liebesgeschichte zwischen dem Reporter (Michael Heinzel, die „rechte Hand“ von Ensemble-Leiter Schnetzer) und der als klassische „Tussi“ gezeichneten toten Schönen (Bianca Baur) vermag Emotionen zu wecken. Um diese ging es offensichtlich weder Autor Bauer noch Regisseur Schnetzer, die viel eher an einer Parabel über Sinnhaftigkeit und Sinnlosigkeit einer aus den Fugen geratenen (und nur teilweise zur Erlösung findenden) Gesellschaft interessiert scheinen. In Summe ein spannender Abend, der in der Kürze auch die Würze fand und an dem die engagierten Laien zu sehr ansprechenden Leistungen fanden.
Unterstützung nur von Freiwilligen
Selbstverständlich ist das keinesfalls: Das Kellertheater ist - wie die meisten Laien- oder Freien Gruppen - nicht subventioniert und daher auf Eintrittsgelder und wenige Sponsoren angewiesen. Laut Schnetzer wäre ohne das Engagement der freiwilligen Helfer - die sich für Licht, Kostüme, Fotografie, Technik, Bühne etc. verantwortlich zeigen - sowie das Engagement Dutzender Theaterbegeisterter Unterstützer eine Fortführung des Unternehmens nicht möglich. Seinen Beitrag leistet auch das Theater am Saumarkt, das nicht nur als Spielstätte zur Verfügung steht, sondern dem Kellertheater Rheintal auch die Möglichkeit gibt, unter Bühnenbedingungen zu proben.
„Das nackte Eichhörnchen“, ein absurdes Theaterstück von Eugene lonesco, das im Original „Die kahle Sängerin“ heißt (2005), brachte die Truppe erstmals auch nach Wien, wo sie große Aufmerksamkeit fand. In  diesem Jahr stand mit „Batyscaphe“ wieder ein frühes Wolfgang- Bauer-Stück auf dem Programm - der Kreis schließt sich.
Theater als Engagement
Der Gründer des Kellertheaters ist Wolfgang Schnetzer, der Regie führt, die Texte bearbeitet und als Organisator, Motivator und Kommunikator die Seele des Unternehmens ist. Die Schauspieler wechseln und so kann man bei fast jeder Produktion immer auch neue Darsteller bewundern. Alle Beteiligten (bei „Batyscaphe“ sind es rund 12) sind voll berufstätig und leisten daher *berstunden und/oder Nachtschichten, da zwei Proben pro Woche angesetzt sind. 

Gute darstellerische Leistungen
Proben, die sich ausgezahlt haben: „Batyscape“ ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Die Mono- und Dialoge sind großteils assoziativ, wenn auch Handlungsstränge ersichtlich sind. Zum Inhalt: Ein Reporter berichtet aus dem Jenseits, verliebt sich dabei in eine Tote und bringt sich, sein Sehnen erfüllend, selbst um. Das Ganze ist ironisch aufbearbeitet, eine Art (inhaltlich gemahnt das Stück an „Geschlossene Gesellschaft“) „Jean-Paul Satre light“. Schon zu Beginn herrscht Irritation: Das Publikum wartet ungeduldig auf den Einlass, nicht wissend, dass der Prolog des Stücks im Foyer stattfindet. Auch danach wenig Entlastung: Die Darsteller reden aneinander vorbei, dem Publikum zugewandt ist nur die Träumerin (Jasmin Bertschler), während die anderen Darsteller in ihren Rollenmodellen als Journalist (Bertram Seewald), Mörderin (erstmals Sandra Müller), kommentierender Musiker 

Feldkircher Anzeiger, 27. 10. 2006
Artikel im Original