Raubkatzen schmusen nicht

von Christa Dietrich

Das Stück „Die Tigerin“ wurde gestern Abend vom Ensemble „Schau Spiel Raum“ im Alten Hallenbad in Feldkirch erstmals aufgeführt. Gefahrfrei ist die „Begegnung im Pool“, die gestern Abend gestartet wurde, nicht.

Feldkirch. Das Projekttheater von Dietmar Nigsch und Maria Hofstätter, das man unweigerlich mit dem Schauplatz verbindet, ist in letzter Zeit leider seltener zugegen als auch schon, die „Poolbar“ gibt es erst im Sommer und somit steht das so schön zu nutzende Alte Hallenbad im Reichenfeld oft leer. Abhilfe schaffen nun einige Künstler, die sich einerseits unter dem von Wolfgang Schnetzer schon vor Jahren gegründeten Label „Schau Spiel Raum“ zusammengefunden haben, und die andererseits schreibend oder bildnerisch tätig sind sowie tanzen. Halbseidenes Mit der gestern Abend zum Auftakt offerierten „Tigerin“ stand schon einmal fest, dass Raubkatzen immer noch nicht schmusen und dass die „Begegnung am Pool“ eine lockere sein soll. Barmusik, Drinks und eine Spur von Halbseidenem gibt es bevor etwa das Tanzensemble „spodium“ mit „Zwei nicht so absonderlichen Liebesgeschichten“ unter der bekannten Vorarlberger Tänzerin und Choreografin Brigitte Jagg am 13. März zur Sache kommt, bevor Karin Tarabochia am 16. März einige ihrer bislang im Internet veröffentlichten Beziehungstexte liest, und bevor es zum Finale am 19. März Musik gibt bzw. bevor aufgelegt wird.
Die Fotoarbeiten im Foyer sind im Übrigen immer zu sehen, stammen von Francesca Giovanelli und thematisieren die unterschiedliche Wahrnehmung. Man sollte sich also nicht täuschen lassen. Eine Landschaft ist nicht immer eine Landschaft oder vielleicht doch. Man lässt sich somit aber nicht lumpen. Während der „Schau Spiel Raum“ zuletzt mit „Ablaufdatum“ ein Solo für Lisa Suitner kreierte, ist der Auftritt der Schauspielerin nun in eine Reihe eingebunden. Denn freilich steht die Vorarlbergerin, die auch als Clownin Erfahrung hat, in „Die Tigerin“ im Mittelpunkt. Anders könnte es auch gar nicht sein. Die Erzählung von Walter Serner entspricht einem zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus beliebten Genre. Die Halbweltpflanze Bichette und der Hochstapler Fec proben das Paarspiel und exerzieren durch, inwieweit beide daraus einen Gewinn verbuchen können. Damit die Liaison nicht nur bissig, sondern gefährlich wird, kontrastiert sie Wolfgang Schnetzer, der auch Regie führt, mit Texten aus den Briefen von August Strindberg und Frida Uhl – mit Schwergewichten in Sachen Beziehungskonflikt.

Der Effekt stellt sich ein und wird von Suitner, Sandra Bra, Stefan Bösch, Bertram Seewald, Michael Heinzel und Fabian Grundner auch gut weitergetragen. An der Musik (die Martin Rüdisser und Patricia Mathei mit gutem Geklimpere und fantastischer Stimme verantworten) liegt es gewiss nicht, dass sich auch biedere Schlüpfrigkeit einstellt. Aber ohne derlei Gefährdung fehlte dieser „Tigerin“ wohl auch die Faszination.