Ein Schloss

Nach Ivan Klima

Die Situation

Ilja, einer der Schlossbewohner, wird von seinen Mitbewohnern gemeinschaftlich ermordet. Während seine Leiche noch warm ist und seine Mörder bereits Krokodilstränen vergiessen, trifft schon ein neuer Mitbewohner ein. Doch ihm schlägt Misstrauen entgegen, da er beinahe Augenzeuge der Gewalttat wurde und sich nicht so recht in die Gemeinschaft einfügen will. Auch der ermittelnde Kommissar verwickelt sich in den zahlreich gespannten Fallstricken der gleichermassen verschworenen wie intriganten Schlossbewohner.

Darsteller:

David Feuerstein, Selina Friedli, Michael Heinzel, Jörg Mussger, Helmut Ritter, Bertram Seewald, Beatris Senften, Josef Wehinger
Dramaturgie: Sylvia Bra
Bühnenbild: Roland Adlassnigg
Kostüme: Alexandra Kegele
Maske: Michaela Haspl
Lichttechnik: Martin Beck
Technik: Thomas Kuschny
Regie: Wolfgang Schnetzer
März 2010

Autor

Ivan Klima wurde 1931 in Prag geboren, war als Kind drei Jahre lang im KZ Theresienstadt interniert, dort unternahm er auch seine ersten Schreibversuche. Nach seinem Studium arbeitete er als Lektor und Journalist und wurde nach der Veröffentlichung seines Theatererstlings "Ein Schloss" als Nachwuchshoffnung der tschechischen Literatur gehandelt.

Doch schon drei Jahre später sollte er bei der sozialistischen Regierung in Ungnade fallen, da er 1967 auf einem Kongress des tschechoslowakischen Schriftstellerkongresses vehement für die Einführung von Pressefreiheit eintrat. Er wurde aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen. Während des Prager Frühlings war über Ivan Klima bereits ein Publikationsverbot verhängt, und er befand sich mit seiner Familie in den USA. Er bezeichnete es später als mutigste Entscheidung seines Lebens, dennoch ins besetzte Prag von 1970 zurückzukehren. Er wurde zwar nicht - wie befürchtet - nach Sibirien deportiert, doch man zog seinen Pass und seinen Führerschein ein, das Telefon blieb tot, und das Publikationsverbot wurde aufs Ausland ausgeweitet. Von nun an verdiente er sich seinen Lebensunterhalt u. a. als Autor von Trickfilmen und als Landvermesser. Dennoch blieb er weiterhin schriftstellerisch aktiv, nur dass seine Arbeiten lediglich in illegalen Samisdat-Auflagen von wenigen Dutzend Stück verlegt, bzw. in privaten Literaturrunden weiterverbreitet werden konnten.

Kürzlich, am 7. Januar 2010, wurde Ivan Klima mit dem Karl-Capek-Preis des tschechischen PEN- Clubs ausgezeichnet.

Historischer Hintergrund

Die zweite tschechoslowakische Republik förderte ihre Schriftsteller, Philosophen und Kulturfunktionäre mit "geradezu orientalischer Großzügigkeit" (Klima). So wurde ihnen unter anderem auch das Barockschloss Dobris in der Nähe von Prag als luxuriöses Lebens- und Arbeitsrefugium zur Verfügung gestellt.

Klima, der "als blutiger Anfänger" selbst einige Zeit auf dem Schloss "unter anerkannten Größen der tschechischen Literatur" verbrachte, konnte miterleben, wie sich das luxuriöse Leben und die Abgeschiedenheit des Ortes negativ auf Fantasie und Schaffenskraft vieler seiner Kollegen auswirkte.

Zitat Klima:
"Die meisten von denen, die in den Genuss irgendwelcher Privilegien gelangen, beginnen diese früher oder später zu verteidigen. Statt auf die Stimme des eigenen Gewissens hören sie lieber auf die Stimme der Angst um ihre Privilegien.". Es ist dies "ein Stück über eine Welt, in der hinter geschlossenen Türen alles erlaubt ist."